15.09.10

grau

es regnet. erst jetzt bemerkt sie das viele grau. im gegensatz zu ihren mitmenschen lächelt sie. es ist auch in ihr, das viele grau, in allen schattierungen, in allen stimmungen. versonnen zündet sie sich eine zigarette an. es ist kühler geworden, sie muss alle fenster öffnen, um das grau hereinfliessen zu lassen, es über ihre möbel kriechen zu sehen, den regen zu hören. grau in wellen, in ihrem zimmer, auf ihren büchern, auf stühlen, dem tisch, dem bett. ein grauer weicher teppich zu ihren füssen.

die wände der räume zerfliessen zu transparenten regenfarben, die regenvorhänge vor ihrem fenster bewegen sich im luftzug, verhängen perlenschwer den blick nach draussen, ihre lider werden schwer, ihr kopf sinkt zurück auf seidene kissen, in goldenen ornamenten verträumt sie die zeit, zurückgelehnt und nachlässig entspannt, die hand mit der zigarette leicht auf der stuhllehne ruhend, die grauen kringel und wirbel des rauches beobachtend. es flüstert..sie lauscht, lächelt...nur regen und grau und altgoldene ornamente aus alter, alter zeit... und sie, endlich zuhause...

11.09.10

ich trage ein blaues band an meinem handgelenk,
das mich ans meer erinnert

vogelmädchen

heute ist einer der letzten warmen tage. ein leichter wind geht, die fenster sind gekippt. ich erwarte den geruch von frischem gras, denn genauso sieht dieser tag aus. man erwartet blumen, die wachsen, wiesen, die frisch erblühen, und leichte federwölkchen, die über den himmel segeln. einer dieser tage, an denen man glaubt, fliegen zu können.

manchmal denke ich daran, wie meine flügel aussehen würden. es sind blaue federn, ein kräftigeres blau als der himmel, eine art edelsteinblau. sollten mir eines tages wirklich diese flügel wachsen, werde ich den grössten teil des tages nur fliegen. ich hoffe natürlich, dass dann auch meine freunde fliegen können. wir nisten in den kronen der höchsten bäume und lassen den lärm der welt hinter uns. und ich weiss nicht, ob wir jemals wiederkommen. wir sammeln glitzernde dinge in unseren nestern, für uns sind diamanten genauso schön wie ein stück glitzernde einwickelfolie. so weit entfernt von dieser welt sind wir schon, dass wir nur noch spielen und staunen. unsere nester sehen aus wie barocke paläste. windspiele aus klirrenden spiegelscherben säumen die höchsten äste der bäume, auf denen wir unseren tee einnehmen, jeden nachmittag um 5 uhr.

ich zeichne ein vogelmädchen auf ein stück gedankenblatt für mein geheimes tagebuch. es ist wie hingehaucht, der leiseste windhauch kann es verwehen. und es sieht aus wie ein rokoko-mädchen, trägt sogar die haare in der damaligen mode, hochgesteckt mit winzigen hineingeflochtenen silbernen glöckchen und perlen. sein gesicht ist weiss gepudert, es trägt einen schwarzen oder blauen schönheitsfleck auf der wange und kirschroten lippenstift, der nach kirschlimonade schmeckt.


dabei dachte ich, sie wären so natürlich, murmelte ich gerade vor mich hin und muss lachen. sie spielen nur und sehen jeden tag anders aus. sie spielen, was andere ernst nehmen. darum sind sie unsterblich geworden und können fliegen.

06.09.10

ein nebeltag mit einer handvoll regen
nichts ernstes nur ein leises grau auf nebelwegen
ein sternenspiel tönt klirrend aus dem garten
wo traumgespinster lächelnd auf den träumer warten
windharfenklang zerbricht an meinem fenster
ein nebeltag, mit ihm kommen die gespenster

01.09.10

ich hatte einen traum, ich denke es war vom frühling..grüne wiesen und viele dinge aus ton, erdig und voll stärke, jedes objekt anders, handgemacht, nichts gleicht dem anderen

in der wiese stehen sie und ich laufe durch sie durch, bleibe manchmal stehen und betrachte sie, setze mich dazu und lasse meine hände darübergleiten

es gibt raue und glatte oberflächen, kanten und ecken. der ton ist weich und sonnenwarm, er riecht gut, fast wie erde

rundherum blühen kleine bunte wiesenblumen, das gras ist hoch und der wind fährt darüber...es bewegt sich leicht

ich lege mich auf den rücken und sehe in den himmel. über mir ziehen wolken dahin, weiss und wattig, und bilden immer wieder neue formen, die sonne wärmt mich
die erde zieht mich an sich wie eine mutter ihr kind


inspiriert von peggy, der puppenmacherin. ich glaube, sie begegnet mir oft im traum. auch diesmal war sie da, nur nicht sichtbar. ich liebe die objekte aus ton, die sie mit ihren händen schafft. es ist immer wie ein kleines wunder.


ich war in meinen gedanken gerade abwesend, wieder am meer und kaufte spontan 2 gestreifte handtücher, eins rot-weiss, eins grau-weiss, mit einem winzigen bild von snoopi drauf, am unteren rand. ich dachte daran, dass wir zusammen sicher mal dort sein werden, in unserem haus am meer, und dass wir diese süssen dinger sicher brauchen werden, sie werden sandig sein, vielleicht kleben noch winzige muschelreste dran ich hab vor einiger zeit rot-weiss gestreiftes bistro-besteck gekauft, in einem metallständer zum auf den tisch stellen, ich dachte an die gilmore girls und lachte, es wird am tisch oder auf einer weisslackierten alten kredenz stehen. auf dem tisch stehen weisse kakaobecher und es gibt selbstgemachten kakao, der langsam köchelt, keinen instantkakao wir trinken ihn nach dem schwimmen, in der küche oder draussen auf der bank gefleckte muschelhäuser liegen auf der fensterbank wie aufgefädelt, ein kleines blaulackiertes boot liegt am strand, als würde es auf uns warten ich denke an unser haus am meer. beinahe hätte ich vergessen, davon zu träumen. eine zeitlang hatte ich vergessen, mich selbst nicht mehr ernst genommen. es gibt menschen, die zuviel träumen, sagten sie zu mir, menschen wie du, und dennoch, flüstere ich mit meiner wasserstimme zurück, und dennoch weiss ich mehr als ihr ein sternenbanner weht über dem eingang, sieben sterne auf blauem grund vom meeresgrund weht es frische luft herauf, auf den wogen flimmert ein hauch gold und wieder fühle ich mich so lebendig, als würde dieser traum allein mich am leben erhalten