der mond war schuld. er war winzig klein in einem eisigen milchig-hellen himmel und sah so aus, als würde er in einem milchsee schwimmen. er sah sich selbst auch nicht ähnlich in diesem augenblick. ganz hell wie ein stern war er und kleiner als sonst, als würde er sein licht so konzentriert bündeln, dass er wie ein lichtpunkt aussah. die welt war sehr still in diesem moment. ein zauberschleier lag darüber. fremd. aber sehr heimelig, wie heimkommen. man muss sehr weit weggegangen sein, um diese stimmung als fremd zu empfinden. aber es gibt immer die möglichkeit, zurückzukommen.
ganz plötzlich, unerwartet, tauchte das haus auf. es lag irgendwo in diesem weiten feld aus milchigem licht. ein winziges haus, das blueberry hollow hiess. viele würden einfach daran vorüber gehen und die details gar nicht beachten. blaue fensterläden, muschelweissgekalkte mauern, buntes glas auf den fensterbänken, das im mondlicht glänzte. es war ein kleines haus irgendwo an der küste des meeres und es existierte schon sehr lange. und es war ein mutiges haus, das so manchen stürmen getrotzt hatte. was man auch sehen konnte, wenn man genauer hinsah. einige undichte stellen am dach, die repariert werden mussten. übrigens...das dach. ein eigenartiges dach. der wind hatte pflanzensamen mitgebracht und an einigen stellen wuchsen gras und wilde blumen aus dem dach. der wilde nordwind war ein guter freund des hauses blueberry hollow. er brachte geschichten aus der ferne mit und manchmal streichelte er das haus sachte. vorsichtig, wie um sich für seine wilde art zu entschuldigen. er brachte die sehnsucht mit sich und berichtete von dingen, die sich die bewohner des hauses niemals hätten vorstellen können. darum hatten sie für ihn, den nordwind, ein windspiel gebastelt und im fenster unter dem dach befestigt. es bestand aus kleinen glöckchen und buntem glas, aus holz, knochen und ton und wenn der wind ging, an warmen sommertagen, vermischte sich der warme weiche klang von holz mit dem klappern von knochen und dem klirren und klingeln von glas und metall. es war die musik, die der nordwind machte. mit seinen windhänden und den langen windfingern fuhr er vorsichtig in das windspiel hinein und entlockte ihm fragile, wundersame töne.
und manchmal konnten ihn die bewohner des hauses auch sehen, einen grossen spindeldürren mann mit langem weissen haar und eisblauen augen, in denen sterne tanzten. einen wilden mann mit wildem haar und schneeweissem gesicht und hohlen wangen. er hatte freude an musik und an kerzen, die er ausblasen konnte. und er liebte wäscheleinen und offene fenster und türen. er war unbeschreiblich neugierig und kehrte gern das unterste zuoberst. als naher verwandter der eisheiligen waren ihm kälte und schnee besonders sympathisch. obwohl er die dicken schneewolken gelegentlich gern über den himmel jagte, liebte er es, bei dichtem flockenfall auf der erde zu kauern und nach oben zu starren, wenn sie aus dem dunklen himmel schwebten.
manchmal war er schuld daran, dass die bewohner des hauses in ferne länder aufbrachen, weil sie das fernweh plagte. doch meistens genügte es ihnen, seinen geschichten zu lauschen und ab und zu einige davon aufzuschreiben.
heute jedoch war mond und früher morgen, und einigermassen windstill. blueberry hollow erwachte langsam und schüttelte den letzten rest der nächtlichen traumgespinste ab.