25.01.11
am frühen nachmittag
zitternde schatten der blätter auf den wegen und kleine staubwölkchen, wenn passanten vorübergehen. schattenspiele. auf der verblichen grünen wiese steht ein kleiner pavillon unter hohen bäumen. ganz oben,wo die säulen in die kuppel übergehen, spielen winzige putten im halbschatten. wenn ein sonnenstrahl auf ihre vergoldeten flügel fällt, blinken goldpünktchen aus dem schattigen grün bis zu mir herüber. manchmal lasse ich mein buch auf den schoss sinken und folge den staubigen sonnenstrahlen mit meinen augen.
ein paar hochhackige schwarzweisse damenschuhe, ein knielanger dunkelblauer etuirock, kirschrot geschminkte lippen, dunkle augen unter schmal gezupften brauen. im vorübergehen blickt sie auf mein buch, und sie lächelt dann, es ist ein seltsames lächeln, federleicht, schelmisch und doch liegt ein hauch melancholie in ihrem blick. sie ist eine dame, der man schwarze rosen schenkt, ist mein erster gedanke und ich sehe ihr auf ihrem weg zum pavillon so lange nach, bis ihre zierliche gestalt hinter den hohen bäumen verschwindet. selbst ihr gang ist ernst und getragen, beinah schon zeremoniell. vielleicht habe ich einen geist gesehen.
auf den hohen fenstern des pavillons bewegen sich die schatten der blätter im lufthauch, heerscharen von putten schwirren zwitschernd unter der schattigen kuppel wie vögel, die gäste entspannen sich unter den grauweiss gestreiften baldachinen auf weisslackierten zierlich geschwungenen gartensesseln, hingeworfen wie schatten, irreale traumgestalten, an die man sich später erinnern möchte und es doch nicht kann. frauenlachen durchbricht die müde stille, samtig wie schwerer dunkler rauch. ich denke an schwarze rosen und schlage mein buch an einer unwillkürlichen stelle auf, damit sie sich mir zu erkennen gebe.