logbuch
ist es nicht seltsam, dass man, wenn man träume wahr macht, diese träume für immer verliert? vielleicht ist es gar nicht mal so seltsam. bei mir war es immer das meer. ich habe nicht gemerkt, dass ich mich nicht nach einer bestimmten, hier bekannten destination sehne. ich verband die träume immer mit den wunderschönen bildern, die ich oft im netz betrachte, und irgendwann machte ich diese träume daran fest. ich dachte, ja.. dorthin fahren.. und dann habe ich einfach alles, was ich möchte. ich war in cornwall, diesen sommer. geträumt habe ich ja genug davon. ich war dort und war ernüchtert. es ist eine traumhaft landschaft, ja. noch schöner als auf den bildern. und trotzdem: ich war oft in diesem zimmer mit dem besten ausblick (man kann von dort aus direkt auf's meer sehen), habe geschaut und geschaut..und es war nichts da. gar nichts. weder in mir noch da draussen, denn ich bin meist der spiegel einer landschaft. und ich wollte weinen, doch es war auch das unmöglich. ich wurde müde vom schauen und warten. so habe ich sehr viel geschlafen, in diesem cottage am meer. oft ganze nachmittage lang, nur geschlafen.
cornwall war einer dieser träume, die irgendwann an substanz verloren, als sie real wurden. es war einfach nur schön. doch ist einfach nur schön genug für das, was ich erwartet hatte?
jetzt bemerke ich, dass sich ein traum wieder in den vordergrund drängt, als hätte er gewartet, dass ich bestimmte dinge erlebe, um sie danach in eine der vielen schubladen in meinem hinterkopf zu verbannen, wie so viele wahrgemachte wünsche, die diesem wunsch, cornwall einmal zu sehen, vorangegangen sind. ich beginne, mich wieder auf den ursprünglichen traum einzustellen. er wird gröser, gewinnt an substanz und stärke.
ich sehe ein kleines haus an der küste des meeres. nicht irgendeine küste, wie ich jetzt weiss. und nicht irgendein haus. ich sehe keine lebende seele, doch ich kann mädchenlachen hören. vom meer her kann ich sie hören, und wenn ich mich wirklich auf diesen traum einlasse..ist es gefährlich, sich darauf einzulassen? ist der traum selbst gefährlich?...ich weiss es noch nicht, aber ich werde es sicher herausfinden...wenn ich mich darauf einlasse, sehe ich im licht, das auf den wellen blitzt, etwas, das wie menschliche wesen aussieht. ganz weit weg, doch ich denke, sie sind real, sie müssen es sein, ich muss real sein, ich muss wieder real werden. jetzt komme ich zum punkt. ich muss real werden. wieder ich selbst. fühlen können. nicht diese leere spüren, die sogar verhindert, dass man weinen kann.
ich möchte tief schlafen, in diesem haus an der küste. in den weissen laken aufwachen und durch das kleine fenster sehen, das zum meer hinausgeht. ich möchte die spur von kleinen füssen sehen, die zum wasser hinabführt. und die das meer verwischt. ich möchte nach hause.
ich sehe zu den mädchen hinüber und fühle erleichterung, als hätte ich schmerztabletten genommen. die absenz von schmerz bzw. leid. ein aufatmen.
ist es nicht so, dass der gesang einer meerjungfrau nicht nur in den tod lockt, sondern auch heilen kann?